Rosen in Kunst und KulturSchweizer Rosenmalerinnen: Maria Sibylla Merian

Wahrscheinlich ist der Titel etwas übergriffig: Maria Sibylla Merian (1647–1717) wurde in Frankfurt geboren, verlor ihren Basler Vater Matthäus Merian der Ältere mit 3 Jahren, sprach wohl deshalb keinen Schweizer Dialekt und malte eigentlich hauptsächlich Insekten in verschiedenen Stadien. Ihr verdanken wir jedoch viele Darstellungen von Rosen aus dem 17. Jahrhundert, und der Name der Familie Merian ist eng mit der Schweiz verbunden – so bitte ich, ihre Aufnahme in diese Reihe nachzusehen.
Die Familie Merian stammte aus der Nähe von Delsberg im Jura, wo sie wohl Meier des Fürstbischofs von Basel waren. Ende des 15. Jh. zogen mehrere Merian-Brüder nach Basel, wo sie eine bedeutende Rolle spielten, bis der letzte Vertreter Christoph Merian 1857 die Christoph Merian Stiftung gegründete.
Die Merian-Gärten in Basel befinden sich auf der einstigen Domäne der Familie.
Matthäus Merian der Ältere (1593 Basel – 1650 Langenschwalbach), der Vater von Maria Sibylla Merian, war ein Schweizer Kupferstecher. Er kam 1616 nach Frankfurt und heiratete in eine Verlegerfamilie, die ursprünglich aus Lüttich (Liège) stammte. Maria war eine Tochter aus seiner zweiten Ehe.
Ihr Stiefvater Jacob Marrel, ein Stilllebenmaler, unterrichtete sie in Malen, Zeichnen und Kupferstechen. Ihre Faszination seit Kindheit mit Raupen und deren Metamorphose resultierte 1679 im Buch «Der Raupen wunderbare Verwandelung und sonderbare Blumennahrung». Diese Darstellungen des Lebenszyklus vom Ei bis zum Schmetterling mit den dazugehörenden Futterpflanzen mit 50 Tafeln und Texten machte sie sofort über die Grenzen berühmt. Das Buch enthält vier Tafeln mit Rosen: ‘Leibfarbene Rose’ (R. incarnata, R. centifolia), ‘Kleine hundert-blätterichte Rose’ (R. centifolia minor, Gros pompon de Bourgogne), ‘Grosse hundert-blätterichte Rose’ (R. centifolia major, Rose des Peintres), sowie ‘Roth-geflammte Rose’ (Rosa versicolor, Rosa Mundi). Im Jahr 1683 erschien sodann eine Fortsetzung als «Anderer Theil». Darin sind zu finden: ‘Hundert blätterichte Rosen und Knöpfe’ (R. batavica rubra, Gros Choux de Hollande) und ‘Grössere rothe Heckenröslein’ (R. sylvestris major, R. rubiginosa).

 

Maria Sibylla Merian, Bildnis 1679 von Jacob Marrel (im Kunstmuseum Basel) Quelle: Wikipedia
Rosa centifolia        
Rose des Peintres
Rosa versicolor
Quelle der Aquarelle: Biblio
thek der Friedrich-Alexan
der-Universität, Erlangen
Gros Choux de Hollande
Rosa gallica ‘Officinalis’

Ein Jahr später, im Jahre 1680, erschien ihr dreiteiliges «Neues Blumenbuch», mit Aquarellen von Blumen aus den Gärten in Nürnberg. Wir finden darin ein Bouquet von Centifolien sowie eine Rosa gallica ‘Officinalis’ mit weiteren Blumen.
Das Leben der Maria Sibylla Merian bleibt auch später sehr wechselhaft. Im Jahre 1685 trennt sie sich von ihrem Gatten Johann Andreas Graff, wandert ins Friesische Wieuwerd, wo ihr Halbbruder Caspar Merian lebte, zieht 1691 nach Amsterdam um und macht dann 1699–1701 eine Studienreise nach Surinam in Südamerika, aus der ein weiteres Werk, «Metamorphosis insectorum Surinamensium», entsteht. 1717 stirbt sie in Amsterdam.
Obwohl sie nie eine naturwissenschaftliche Ausbildung bekommen hat, bleibt M. S. Merian als eigenständige Naturforscherin und Künstlerin erhalten.

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